Forschungsneubau Center of Polymers for Life am Hubland
Forschungsneubau Center of Polymers for Life am Hubland © Staatliches Bauamt Würzburg

Richtfest für ein neues Hightech-Forschungsgebäude am Hubland

Künftig soll im Center of Polymers for Life innovative Forschung mit Kunststoffen für medizinische Anwendungen an erster Stelle stehen.

Auf dem Campus Hubland Süd der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) setzt sich die Erweiterung fort. Am Montag, 6. März konnte gemeinsam mit Bayerns Wissenschaftsminister, Markus Blume das Richtfest für das neue Forschungsgebäude „Center of Polymers for Life“ (CPL) gefeiert werden. Knapp 29,6 Millionen Euro sind für Baukosten, Ersteinrichtung und Großgeräte veranschlagt. Der Bund übernimmt davon 11,4 Millionen Euro, den Rest trägt der Freistaat Bayern. Der Bezug ist für Ende 2024 geplant.

beim Richtfest für das Center of Polymers for Life (v.l.) Jürgen Groll, Paul Pauli, Judith Jörg, Wissenschaftsminister Markus Blume, Landtagsabgeordnete Patrick Friedl und Volkmar Halbleib sowie Grit Liebau
beim Richtfest für das Center of Polymers for Life (v.l.) Jürgen Groll, Paul Pauli, Judith Jörg, Wissenschaftsminister Markus Blume, Landtagsabgeordnete Patrick Friedl und Volkmar Halbleib sowie Grit Liebau © Staatliches Bauamt Würzburg

Würzburg ist Baustelle für die Zukunft!“ so Wissenschaftsminister Markus Blume in seiner Festansprache und weiter: „Beim Richtfest des Forschungsneubaus für das Center of Polymers for Life wurde wieder einmal deutlich: Die älteste Universität Bayerns entwickelt sich mit Hochdruck Richtung Exzellenz. Das CPL hebt die Polymerforschung auf ein neues Level. Chemie, Biologie, Physik, Medizin und KI - an der Schnittstelle dieser Disziplinen wird es in den nächsten Jahren die spannendsten Entwicklungen der Wissenschaft geben. Für uns ist klar: Die Julius-Maximilians-Universität steht dabei an der Spitze!“

Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen

Im Forschungsneubau soll die Polymerforschung enger mit dem noch jungen und äußerst zukunftsträchtigen Feld der Biofabrikation verknüpft werden und so der modernen Biomaterialforschung neue Impulse geben. Dafür werden WissenschaftlerInnen zukünftig aus den unterschiedlichen Fachdisziplinen Chemie, Medizin, Materialwissenschaft, Biologie, Informatik und Ingenieurwesen zusammenarbeiten und die additive Fertigung für den Einsatz in Medizin und Biofabrikation voranbringen.

Eines ihrer Ziele ist die automatisierte und standardisierte Herstellung funktionaler Gewebemodelle mittels additiver Fertigungsverfahren, dem 3D-Druck von Polymerschmelzen oder vernetzbaren Polymerlösungen. Solche im Labor gereiften Gewebemodelle können beispielsweise als Alternativen für Tierversuche in der Pharma- und Krebsforschung zum Einsatz kommen. Darüber hinaus können sie bei regenerativen Therapien, etwa als für den jeweiligen Patienten maßgeschneiderte Implantate beim Wiederaufbau zerstörter Gewebe wie Knorpel oder Knochen, eingesetzt werden.

Minister Markus Blume inspiziert ein 3D gedrucktes Mikrofaser Gerüst aus degradierbaren Polymeren („Heart Patch“) zur Applikation von gesunden Herzmuskelzellen auf einem geschädigtem Herzen. Hergestellt werden diese modernen Herzpflaster in naher Zukunft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Jürgen Groll
Minister Markus Blume inspiziert ein 3D gedrucktes Mikrofaser Gerüst aus degradierbaren Polymeren („Heart Patch“) zur Applikation von gesunden Herzmuskelzellen auf einem geschädigtem Herzen. Hergestellt werden diese modernen Herzpflaster in naher Zukunft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Jürgen Groll © Staatliches Bauamt Würzburg

Grundlage für die Herstellung solcher Gewebemodelle sind neben der Synthese und Charakterisierung von spezialisierten Polymeren auch deren Verarbeitung zu Zellträgern und die hoch innovativen Arzneistoff-Freigabesystemen, mit denen das Wachstum der neu entstehenden Gewebe gezielt beeinflusst wird. Zusätzlich können solche Arzneistoff-Verpackungen sogar als neuartige Therapiemaßnahmen in der Nanomedizin eingesetzt werden.

In dem Neubau wird ein Großteil des neu gegründeten Instituts für Funktionsmaterialien und Biofabrikation (IFB) der Universität untergebracht werden. Erster Geschäftsführer dieses interfakultären Instituts der Chemie und der Medizin ist der Polymerchemiker Prof. Dr. Jürgen Groll.

Hoch technisierter Neubau

Den nötigen Platz finden die ForscherInnen in einem viergeschossigen rechteckigen Baukörper mit einer Nutzfläche von rund 1.560 Quadratmetern für Labore, Büros, Aufenthaltsräume und Lagerflächen. Der Entwurf für den Neubau stammt aus der Feder von Telluride Architektur aus München (vormals HDR Architekten).

„Dieser Neubau bietet innovativer Forschung mit Kunststoffen für medizinische Anwendungen eine zeitgemäß auf technisch höchstem Niveau ausgestattete und gestalterisch inspirierende Heimat.“ so Grit Liebau, Bereichsleiterin im Staatlichen Bauamt Würzburg bei ihrer Begrüßungsrede.

 

viel Platz für ein zukunftsträchtiges Forschungsgebiet: der Neubau des „Center of Polymers for Life“
viel Platz für ein zukunftsträchtiges Forschungsgebiet: der Neubau des „Center of Polymers for Life“ © Telluride Architektur | Image: Imagina Visual Collaboration

Der Forschungsbau steht auf dem Baufeld südlich der Nanosystemchemie (CNC) auf dem Hublandcampus und ist über einen unterirdischen Verbindungsgang an das CNC angebunden. Damit kann er in Zukunft auf separaten Verkehrswegen wetterunabhängig mit Chemikalien aus der zentralen Chemikalienausgabe versorgt werden.

Beim Neubau des CPL handelt es sich um ein äußerst hoch technisiertes Gebäude. Durch den mehrheitlichen Anteil der Laborflächen mit ca. 64% beträgt der Anteil der Haustechnik an den Bauwerkskosten mehr als die Hälfte. Der hohe Technikflächenanteil resultiert daraus, dass die umfangreiche technische Infrastruktur zur sauberen Herstellung und sterilen Verarbeitung der Kunststoffe für medizinische Anwendungen unterzubringen ist.